Erstmal ist da nur die Idee und wenn diese Formen annimmt, erschreckt man schon mal über sich selbst. Wieso zum Teufel musste es ausgerechnet ein schwarzer Pegasus auf einem Berg sein? Und dann fiel es mir wieder ein: Weil ich Herausforderungen mag und weil ich es schätze, über mich selbst hinaus zu wachsen.
Ihr glaubt ja gar nicht, wie oft ich dieses Bild verflucht habe. Wie viele Skizzen es vorher gab, wie viele mögliche Pferde ich freigestellt habe, nur um dann alles wieder zu verwerfen. Letztendlich bin ich aber auch ein bisschen stolz auf mich und auf das Endergebnis. Denn im Gegensatz zum letzten Tale of the Month habe ich kein reines Bild ausgearbeitet, sondern eine Vielzahl von Bildern zu einem Composing zusammen gefügt. Klingt einfach, ist es aber nicht. Besonders nicht, wenn man so ein detailverliebter Perfektionist ist, wie ich einer bin. Man muss sich mit Perspektive auseinander setzen und den Lichteinfall studieren, besonders dann, wenn es mehrere Lichtquellen gibt aber das Originalbild eine völlig andere Ausgangslage hergibt. Wenn ich Composings sehe, scheitert es meistens bereits am ersten Eindruck: Die Perspektive der eingesetzten Elemente ist absolut unrealistisch, die Freistellung lässt meine Fußnägel aufrollen und meist ist gänzliche Logik von Lichteinfall verloren gegangen. Aber hey, meckern kann man ja immer. Als es dann daran ging, es selbst besser zu machen, lief mir schon das ein oder andere Mal der Angstschweiß über die Stirn. Bevor wir mit den einzelnen Schritten anfangen habe ich noch ein paar Fakten zum Bild für euch: “King of Thunder” besteht aus 7 einzelnen, voneinander unabhängigen Bildern. Allein der schwarze Pegasus besteht aus 3 Fotos. Ein paar Elemente im Bild habe ich selbst aus dem Nichts erschaffen. Insgesamt saß ich ca. 6 Stunden an diesem Composing, wobei ich meine Unentschlossenheiten gar nicht mitzähle (dann wären wir wohl im zweistelligen Bereich). Der Name “Eldor” ist nordisch und besteht aus Eld/Thorr, was “feuriger Donnergott” bedeutet – ich überlass aber auch gar nichts dem Zufall! 😀
Nichtsdestotrotz habe ich mich total in diese kleine Traumwelt verliebt, die ich dort erschaffen habe. Schon während des Erstellens sind mir tausend möglichen Geschichten in den Kopf gekommen. Diese habe ich nämlich vorher nicht festgelegt, sondern lasse mich gerne vom Entstandenen und von meiner Intuition inspirieren. Kommen wir aber nun zu den einzelnen Schritten.

Step 1: Originalbild(er)
Die Kernbilder des ganzes Composings sind natürlich der Hintergrund und das Pferd. Auf dem Foto seht ihr übrigens mich – so winzig bin ich in echt gar nicht.. – in Spanien. Auf dem Weg zu einem Fototermin auf Mallorca sind wir an dieser Klippe vorbei gekommen, wovon ich unbedingt ein Foto haben wollte. Hier heißt es erstmal: Bereinigen. Man sieht Flecken auf der Linse, da die Blendenzahl relativ hoch eingestellt war und natürlich muss ich erstmal aus dem Bild entfernt haben. Das ist alles noch die einfachste Aufgabe und war innerhalb von ein paar Minuten erledigt. Nun die erste große Frage: Ein steigendes Pferd? Ein stehendes? Laufend? Fliegend? Letztendlich war mir schon bei der Entscheidung, dass es ein schwarzer Pegasus sein soll klar, dass nur ein Friese von Deborah Brüchle dafür in Frage kommt. Das Bild, das letztendlich das Rennen gemacht hat, zeigt den Hengst Fedor bei unserem ersten Termin vor zwei Jahren. Auch hier musste erstmal eine solide Grundreinigung des Fotos her. Fedor wurde das Halfter entfernt werden, ich wollte mehr Mähne im Bild und das Ohr musste sich deutlicher hervorheben. Außerdem braucht der arme Kerl ja auch Hufe für das Endbild. 🙂

Step 2: Die Qual der Wahl
Na, das sieht doch schon nach mehr aus. Mittlerweile sind ein paar Stunden vergangen, die hauptsächlich damit verbracht wurden, die richtigen Farbtöne zu entwickeln und das Pferd freizustellen. Ich habe einige alte Wolkenbilder rausgesucht (bin ich die einzige, die so viele Wolken fotografiert hat als sie in die Fotografie eingestiegen ist?) und habe sie in das Bild eingearbeitet. Da ich weiß, dass ich nachher Lichtquellen hinzufügen werde die von oben kommen, fange ich bereits an dieses Licht auf die Steine der Landschaft zu malen und einen deutlichen Licht-Schatten-Verlauf zu erstellen.

Step 3: Es werde Licht
Als ich in die Fotografie eingestiegen bin, habe ich nicht nur Wolken fotografiert. Glücklicherweise waren dabei auch ein Haufen Schwäne, Möwen und Enten. Schließlich tummeln die sich vor meiner Haus-(Garten-)Tür. Und da ich das Flügelschlagen immer am spannendsten empfand, hatte ich zum Glück auch genug Material zur Auswahl. Aber keiner der Vögel war schwarz – deshalb mussten die Flügel angepasst werden. Außerdem habe ich sie ein ganz leicht verformt um mehr Schwung ins Bild zu bringen und sie märchenhafter aussehen zu lassen. Hatte ich erwähnt, dass ich detailverliebt bin? Als ich den Flügel bereits in das Schulterblatt von Fedor eingearbeitet hatte fiel mir auf, dass mir ein zweiter Flügel fehlt. Natürlich durfte er nicht einfach dupliziert werden – hier wären wir wieder bei dem Thema Perspektive. Dafür gingen dann noch ein paar Stunden drauf, bis ich auch wirklich zufrieden war. Zusätzlich hatte ich nun eindeutige Lichtquellen im Bild und musste diese an Fedors Fell anpassen.

Step 4: Feinschliff
Und da hätten wir ihn: Den König des Donners! Im letzten Schritt, als das Bild quasi fertig war, habe ich noch ein paar Filter und Kurven angepasst, um die Gesamtstimmung im Bild etwas düsterer zu machen. That’s it!

Liebste Grüße,
deine Carina

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  1. Einfach mega! Ich hätte erstens nie die Geduld für sowas und zweitens bin ich auch absolut nicht so begabt mit der Retusche.. 😀 Hatte schon Probleme ein paar Vögel in ein einfaches Bild zu retuschieren.. 😀
    Ich finde das super interessant sowas zu sehen.. 🙂

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