Das letzte Jahr war geprägt von Paradoxa. Die Höhen so hoch, dass einem schwindelig wurde, und die Tiefen so tief, dass man dachte, der Fall endet nie. Der Aufstieg ein Kampf, begleitet von vielen herzerwärmenden Momenten. 2017 war mein Jahr des Reichtums – es war reich an Ziellinien, die überquert wurden, reich an Erfahrungen, reich an Lachfalten und Tränen. Es war ein Jahr der Reise und des Nachhause kommens. Des woanders und hier seins. Des vor und zurück, hoch und runter, kreuz und quer. Die vergangenen Monate haben meinen Herzmuskel auf eine harte Probe gestellt, meine Nerven fast zum zerreißen gebracht, und dennoch fühle ich mich nicht schwer, ganz im Gegenteil. Ich fühle mich leicht. Wie kann ein Jahr so viele Gegensätze mit sich bringen und wie trennt man die guten von den schlechten Dingen?

Ich habe heute ein Zitat entdeckt, dass meine Perspektive auf das neue Jahr in ein ganz neues Licht gerückt hat. Ich wusste noch nicht so recht, wie ich in 2018 starten möchte. Mein Körper möchte sich ausruhen, aber meine Seele ist rastlos. Nicht die zerstörerische Art von Rastlosigkeit, sondern dieses aufgeregte Kribbeln, wie man es aus der Kindheit am Weihnachtsabend kennt. Da ist diese tiefe Gewissheit, dass etwas wundervolles geschieht, und man kann es kaum erwarten. Möchte sofort loslegen.

Das Zitat lautet:

“I’m going to start my year with an empty heart.
Not the lonely type, but the ready-to-be-filled kind.”

(Ich starte das neue Jahr mit einem leeren Herzen. Nicht die einsame Art, sondern eher die bereit-um-gefüllt-zu-werden Sorte.)

Der Dezember ist der Monat, in dem man das Jahr Revue passieren lässt. Nicht nur sachlich, sondern vor allem emotional. Wurde die Zeit, wie uns gegeben wurde, sinnvoll genutzt? Hätte man mehr daraus machen können? Mehr sein können? Meiner Meinung nach ist die Antwort darauf Tagesform abhängig.
Heute ist ein Tag, an dem ich sagen würde: Ja, ich habe alles gegeben und mehr. Es gab Tage voller verzehrender Arbeit, aber auch Tage der Ruhe und Erholung, es gab Nachtschichten und Filmabende.
Aber wer weiß, vielleicht sage ich morgen: Nein, ich hätte mehr geben können. Weniger Ruhe, mehr Produktivität. Weniger Filme, mehr Schichten.

Ich bin nicht in der Lage, die vergangene Zeit sachlich zu reflektieren. Und das ist okay, scheinbar gehört es einfach zu diesem total gegensätzlichen Jahr dazu. Heute klopfe ich mir für 2017 auf die Schulter. Morgen spornt es mich an, nochmal mehr zu geben. Vielleicht nennt man sowas Balance.

Der aufmerksame Leser wird spätestens hier bemerkt haben, dass dies kein gewöhnlicher Jahresrückblick wird. Keine Aufzählung der Reisen (fyi: 14 Touren in 7 verschiedene Länder) oder der zurückgelegten Kilometer (allein 4300 km in Namibia), keine Übersicht der Kursteilnehmer (über 100 Teilnehmer in 9 Kursen und diversen Coachings), keine Auflistung der Veröffentlichungen (über ein Dutzend in Print und Online, u.a. im Air Ukraine Magazine, Gold Mustang Magazine Russia oder im Digitale Fotografie Magazin mit 7 Seiten Fachartikel)Nein, ich blicke bereits vorwärts, was da noch so alles auf mich wartet. Auch der Jahreswechsel ist nur eine Zahl.

2017 war wundervoll

Ja, das war es. Keine Frage. Ich habe gewonnen – und wenn nicht, dann habe ich zumindest eine Erfahrung gewonnen. Ich habe gelernt, wie schön es ist, im einem Team zu arbeiten wo man sich gegenseitig vertraut und fördert, aber auch gelernt, dass es Zeiten gibt, in denen man sein eigener Motivator sein muss. Wenn man sich alleine aufrappeln muss, alleine vorwärts treiben muss, und alleine für sich einstehen muss. Ich habe unzählige Menschen kennen gelernt, die mich fasziniert und inspiriert haben. Und die Pferde – all die wundervollen Pferde, die meinen Weg begleitet haben. Die frechen Ponies, die feurigen Schönheiten, die guten Seelen, die Geister der Vergangenheit in der Wüste Namibias. Die zickigen Stuten, die sanften Riesen, die lackschwarzen Träume und die weißen Prinzessinnen. So viele Charaktere, dass man allein damit ein ganzes Buch füllen könnte. Und das ist es schließlich, worum sich meine Arbeit dreht. Um die Pferde, die mir ihre Zeit schenken .. und dabei so viel mehr.

Im neuen Jahr werden sich einige Dinge verändern. Ja, dieser Satz wird zu Jahresbeginn so leichtfertig in den Mund genommen, dass ihm fast keine Bedeutung mehr zusteht .. aber dennoch. Ziele zu setzen ist für mich eine ernste Angelegenheit. Ich habe in den letzten Monaten entdeckt, wie viel Spaß mir die dokumentarische Arbeit macht, und werde diese Freude jetzt weiter ausbauen. Schließlich soll man möglichst viel von dem tun, was die Seele erfüllt, oder?
So wie ich mich auch weiterentwickle, werden natürlich auch die Konzepte der Workshops in einen neuen Mantel gehüllt. Ich lerne ständig Neues dazu und möchte diese Erfahrungen gerne teilen, und euch weiterhin dazu ermutigen, eure Traumumsetzung in die Hand zu nehmen. Das Schreiben hat mir dieses Jahr sehr gefehlt, und deshalb hat meinen Blog wieder mehr zu pflegen eine höhere Priorität zugeteilt bekommen (na, wer freut sich?). Mein Herzensprojekt der Fotoserie über verschiedene Wildpferde der Welt wird in die dritte Runde gehen und nach Bosnien und Namibia auch in diesem Jahr fortgesetzt werden. Und (jetzt werden die Augen von einigen Lesern bestimmt wieder ganz groß) ich werde wieder neue Pferdemodels für ganz spezielle Fotoprojekte suchen. Aber alles nach der Reihe.

Nach diesem Jahr ist mein Herz leer gefegt

Wenn ich hinein rufe, dann hallt es da richtig drin.. (Hallo? Hallo? Hallo.. Hallo .. hallo.. … … fühlt sich gar nicht komisch an, dass hier laut beim Korrekturlesen auszusprechen). Und ich freu mich, dass es leer ist, das dort wieder Raum ist. Ich glaube, ich habe eine etwas andere Auffassung des Herzens, als die meisten. Mein Herz ist voller Wünsche und Träume. Ähnlich wie eine Checkliste. Und dieses Jahr – oh man, ich konnte so viel abhaken, so viele Ziele erreicht, so vielen Träumen einen Schritt näher gekommen .. so dass mein Herz nun mit einer zufriedenen Stille gefüllt ist. Ein bisschen wie ein Sommermorgen, wenn die Welt mit lauwarmen Sonnenstrahlen langsam zum Leben erwacht. Nicht mehr lange, und diese entspannte Stille verwandelt sich in die Ruhe vor dem Sturm. Und dann füllt es sich wieder – mit vielen neuen Momenten, neuen Menschen, Erfahrungen, Reisen, Pferden … und ganz, ganz vielen Fotos. Es füllt sich mit neuen Träumen, neuen Zielen, neuen Erwartungen, die darauf warten, erlebt und gelebt zu werden. Mein Herz ist leer, ich habe Platz für Neues. Das, was da kommt, wird großartig sein. Und es beginnt am Freitag, wenn ich in den Flieger nach Schottland steige.

Ich wünsche dir einen erfüllten Start ins neue Jahr 2018,

deine Carina

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  1. bon dia mit knix carina …
    du bist die ERSTE … deren (pferde)bilder mir gefallen &
    ich nun end-lich weiß, wen ich -guten gewissens- empfehlen kann*
    chapeau, weiter so, gute grüsse … y quizas algun dia en la isla … 😉

    anne

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